So gelingt der Umstieg auf temperaturabgesenkte Asphalte: Technologien & Einbaupraxis
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Ab dem 1. Januar 2027 darf Asphalt nur noch eingebaut werden, wenn der Arbeitsplatzgrenzwert für Bitumenkondensate eingehalten wird. Temperaturabgesenkte Asphalte, auch Niedrigtemperaturasphalt, gelten dabei als der zentrale Lösungsansatz. Doch was bedeutet das konkret für Mischwerke, Bauleiter und Einbauteams?
In diesem Beitrag geht es um die technischen Grundlagen, Unterschiede bei Additiven und praktische Empfehlungen, damit der Umstieg gelingt – zuverlässig, wirtschaftlich und regelkonform. Möchtest du dich erstmal allgemein über das Thema Niedrigtemperaturasphalt informieren?👉 Ab 2027 Pflicht: Was temperaturabgesenkter Asphalt für die Branche bedeutet
Inhaltsverzeichnis:
- Welche Temperaturen künftig gelten – und was das bedeutet
- Additiv-Technologien für Niedrigtemperaturasphalt im Vergleich
- Was sich im Einbau von temperaturabgesenkten Asphalten konkret ändert
- Was sich in der Praxis bewährt hat
- Was jetzt konkret zu tun ist
- FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Umsetzung
Welche Temperaturen künftig gelten – und was das bedeutet
Temperaturabgesenkter Asphalt wird in der Regel bei 130–140 °C verarbeitet – also rund 20 °C unter den Temperaturen klassischer Heißmischgüter. Was auf den ersten Blick nach einer kleinen Umstellung klingt, hat in der Praxis große Auswirkungen:
- Verdichtungsfenster verkürzt sich → weniger Zeit für Walzprozesse
- Wärmeverluste steigen → logistische Planung wird wichtiger
- Silolagerung und Transport müssen besser abgestimmt sein
- Einbau bei ungünstiger Witterung wird anspruchsvoller
Je nach Bindemitteltyp, Schichtdicke und Additiv kann das Verhalten des Mischguts deutlich variieren – insbesondere bei längeren Transportwegen oder innerstädtischen Projekten.
Additiv-Technologien für Niedrigtemperaturasphalt im Vergleich
Niedrigtemperaturasphalte benötigen Additive, um das Bindemittel auch bei geringerer Temperatur verarbeitbar zu machen. Im Webinar und der Fachliteratur werden vier Technologien unterschieden:
- Organisch (z. B. Wachse): Viskosität wird temperaturabhängig abgepasst
Vorteile: Einbau bei niedriger Temperatur gut möglich
Herausforderungen: Versteifung bei <90°C (Risiko für Verdichtung) - Schaumbitumen: Bitumen wird mit Wasser aufgeschäumt
Vorteile: Volumenvergrößerung
Herausforderungen: technisch komplex - Mineralisch (z. B. Zeolithe): Kristalwasser im Additiv verdampft & schäumt
Vorteile: stabile Temperaturabsenkung
Herausforderungen: Dauer der Wirksamkeit, zusätzlicher Füller - Chemisch oberflächenaktiv: Verbesserung der Bindemittel-Gesteins-Affinität
Vorteile: sehr gleichmäßige Verdichtung auch bei <100°C
Herausforderungen: geringe Dosiermengen erfordern exakte Anwendung
👉 Praxisempfehlung: Besonders chemisch oberflächenaktive Additive haben sich bewährt – in Deutschland zwar noch relativ neu, international jedoch Standard (z. B. in Norwegen, USA, Asien).
Was sich im Einbau von temperaturabgesenkten Asphalten konkret ändert
Die größte Veränderung betrifft das Verdichtungszeitfenster:
Je niedriger die Einbautemperatur, desto schneller kühlt der Asphalt ab – und
desto schneller muss gewalzt werden. Beispiel:
- Bei einer 3 cm Deckschicht kann das Zeitfenster < 10 Minuten liegen
- Dicke Binderschichten (> 6 cm) verhalten sich toleranter
Weitere Veränderungen:
- Silolagerung: Möglich, aber gut geplant (z. B. mit TA-geeigneten Additiven)
- Maschinenbedienung: Einbauteams müssen das Verhalten des Niedrigtemperaturasphalts kennen
- Recyclinganteile: Auch bei RC-Material funktionieren temperaturabgesenkte Asphalte, erfordern aber sorgfältige Abstimmung mit Mischwerk & Additiv
Was sich in der Praxis bewährt hat
Mehrere Baustellenberichte zeigen:
- Temperaturabgesenkter Asphalt lässt sich auch nach bis zu 10 Stunden Lagerung in Thermocontainern noch zuverlässig einbauen – vorausgesetzt, die Temperatur wird gehalten und geeignete Additive werden verwendet.
- Innerstädtische Projekte mit hohen RC-Anteilen wurden erfolgreich umgesetzt
- Temperaturbereich von 130–140 °C bei Einbau + Grenzwerteinhaltung nachgewiesen (PED-Messung)
Die Wahl des richtigen Additivs spielt dabei eine Schlüsselrolle. Besonders Additive mit Mizellenbildung bieten gute Verdichtbarkeit bei niedrigem Risiko.
Was jetzt konkret zu tun ist
Die Vorbereitung auf Niedrigtemperaturasphalt betrifft Technik, Prozesse und Menschen. Unsere Empfehlung:
- Additive vergleichen und testen
- Pilotbaustelle planen und dokumentieren
- Einbauteams schulen (Einbauverhalten, Walzkonzept)
- Mischwerk prüfen (Dosierung, Prozesskontrolle)
- Technische Beratung einholen
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Umsetzung
1. Was passiert, wenn die Temperatur zu stark sinkt?
Das Verdichtungsfenster verkürzt sich – es droht
unzureichende Verdichtung. Frühzeitige Planung ist entscheidend.
2. Wie lange ist Temperaturabgesenkter Asphalt lagerfähig?
Mit geeigneten Additiven und isolierten Behältern wie Thermocontainern
oder Thermomulden ist eine Lagerung von bis zu 10 Stunden möglich –
bei stabiler Mischgutqualität und ausreichender Restwärme. 👉
Bewährt haben sich z. B. Lösungen unseres Partners AMTEC .
3. Brauche ich spezielle Maschinen?
In der Regel nicht – aber exaktes Temperaturmanagement
und gutes Zusammenspiel zwischen Fertiger und Walzen sind wichtiger denn je.
4. Funktionieren Niedrigtemperaturasphalte auch mit
Recyclingmaterial?
Ja. Der Einsatz ist möglich, aber Additivwahl und
Mischtechnik müssen genau abgestimmt sein.
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